Franz Xaver Gruber-Schule

Die Habsburger-Fürstin Maria Theresia von Österreich führte im Jahr 1774 die generelle Unterrichtspflicht in sämtlichen kaiserlichen und königlichen Erbländern ein. Die Schulreform, die von ihrem Sohn Kaiser Joseph II. ab 1780 energisch auch aufs Land und zu allen Orten mit Filialkirchen hinausgetragen wurde, sollte fromme, fleißige und gehorsame Untertanen hervorbringen. 

Das Schulhaus in Arnsdorf wurde 1771 im Auftrag des Benediktinertiftes Michaelbeuern, das die Seelsorge in Arnsdorf ausübte, als Mesnerhaus erbaut. Abt Nicolaus II. stellte das Gebäude auch als Schulhaus zur Verfügung. Schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts war von ausgebildeten Mesnern gelegentlich Schulunterricht erteilt worden. Im neuen Mesnerhaus tat sich ein Anton Dürnberger als Lehrer von 1789 bis 1801 hervor, meist aber nur während der Wintermonate, außer in Kriegszeiten wie zum Beispiel im Dezember 1800, als vom nahen Totenberg in Oberndorf Kriegsgeschrei und Schützendonner der österreichischen und französischen Truppen herübergrollten. 

Schulhaus

Das 1803 neu geschaffene Herzogtum Salzburg war am 1. Mai 1806 an Kaiser Franz I. von Österreich abgetreten worden. Die offizielle Öffnung der Arnsdorfer Volksschule fällt in das Jahr 1807 als Dekret des Michaelbeurer Abtes Nicolaus III. Achatz.  Der Patronatsherr für Kirche und Schule ebnete alle Wege. Der Innviertler Franz Xaver Gruber erhielt die Stelle als Lehrer von der k.k. Landesregierung mit 12. November 1807 zugesprochen, nachdem einige organisatorische und private „Hindernisse“ aus dem Weg geräumt waren. Ergebnis: Gruber, „plötzlich verheiratet“ mit der Witwe des Mesners, wohnte im Schulhaus, und es bestand verpflichtender Unterricht für die sechs- bis zwölfjährigen Kinder. 

Folgende Ortschaften wurden hier eingeschult (alte Schreibweisen): Ober- und Unterarnsdorf, Holzleiten, Niederreut, Oberreut, Spöcklberg, Loch, Altmann, Dichtlöd, Hanslöd, Groß- und Kleinschmieden, Loipferting, Haidenöster, Gunsering, Obergöming, Mittergöming, Kirchgöming, Kemating, Steinberg, Fürt, Hub, Laken, Kendling, Gröbengraben, Osttal, Hinter- und Vorderwachtberg, Bulharting und Knozing. Außerdem wollten Eltern aus Ziegelhaiden und Bühelhaiden ihre Kinder nach Arnsdorf schicken, weil sie durch die „rohen Schifferkinder“ in Oberndorf viele Neckereien und Misshandlungen erdulden müssten. 

Die Kinder erhielten täglichen Unterricht. 1810 wurde die Wiederholungsschule an jedem Sonntag (12 bis 14 Uhr) eingeführt, welche die Jünglinge und Mädchen vom 13. bis zum 18. Lebensjahr besuchen mussten. Die Zeiten änderten sich. Neue Schulsprengel in den Nachbargemeinden, weniger Kinder, mangelnde Einsicht vieler Eltern bezüglich Schulpflicht, das dürftige Schulgeld, nach der Anzahl der Kinder berechnet und in den Krisenjahren gekürzt: All das ließ Gruber und seine wachsende Familie in ein „missliches Schicksal“ driften und aufjammern: „Ein so schweres Geschäft für so geringe Einkünfte!“ Bei einer Visitation durch die Schulbehörde 1821 waren von 55 gemeldeten Schülern nur 25 anwesend. 

Und trotzdem: In diesem Haus komponierte Franz Xaver Gruber am 24. Dezember 1818 das Lied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ – 1829 verlegte Gruber seinen Lebensmittelunkt nach Berndorf. 

Schulleiter kamen, Schulleiter litten und gingen. Vor der Schulkrise 1855 war das Lehrergehalt so geschmälert, dass die Regierung am 3. September die Schule aufhob und die Schüler 15 Monate lang in andere Sprengel ausgemustert wurden. Ein Schulfond, von der Bevölkerung gesammelt, und dessen Zinsen lockten Paul Hall, später erster Kapellmeister in Lamprechtshausen, an die Schulleitung (1856 bis 1870). Milch, Butter und Fleisch als Sachspenden sicherten einem Lehrer damals das Auskommen. Eduard Dum (1870 bis 1882) rief bereits einen Ortsschulrat ein und schrieb erstmals eine Schulchronik. Die vom Kaiserreich 1872 eingeführte achtjährige Schulpflicht löste in Arnsdorf erneut eine kleine Revolution aus, von sieben Erzürnten schickten vier nach kirchlicher Zurechtweisung ihre Kinder wieder zum Unterricht, drei erst nach Verhängung einer Staatsstrafe von drei Gulden. 

1888 brannte das Schulzimmer wegen des schadhaften Ofens. 1897 wurde die Gedenktafel für Gruber und Mohr feierlich enthüllt, 1899 auf Anraten von Schulleiter Anton Jäger die Kaiserlinde gepflanzt. Franz Xaver Leitner (1904 – 1919) verfasste 1905 eine Wallfahrtsbroschüre mit vielen Inhalten, die zum Teil auch hier zu lesen sind. 1906/1907 zählte er in der Alltagsschule 31 Knaben und 29 Mädchen, in der Separatschule 19 Knaben und 10 Mädchen (89 Kinder). Ab 1910 entstand aus dem Stallteil des Anbaus ein neues Schulzimmer.

In Martin Wesenauers Amtszeit (1919 – 1952) streikten die Lehrer drei Wochen im Herbst 1922. Dann ging ein Licht auf - elektrisch, 1923. Er führte die Schule neuerlich durch die schwierigen Kriegsjahre und wohnte als Letzter seiner Art in der Wohnung im ersten Stock. 

Am 4. Mai 1945 marschierten die Amerikaner ins Dorf ein. Im Herbst 1945 wurde der ganztägige Unterricht eingeführt, Donnerstag galt als Wochenferialtag. 1949 besuchten 40 Knaben und 42 Mädchen die Schule.  

Volksschule

Ab 1. Jänner 1953 leitete Josef Aigner die Arnsdorfer Volksschule. Gemeinsam mit seiner Gattin Ottilie (Direktion von 1971 bis 1987) förderte er die Dorfgemeinschaft, investierte in Öffentlichkeitsarbeit und Brauchtumspflege. Er rief das traditionelle „Lichtbringen“ ins Leben, ließ die Weihnachtskrippe restaurieren, 1963 einen Stille Nacht Brunnen aufstellen, initiierte die Stille Nacht Feier am Heiligen Abend und den Gruber-Mohr-Gedächtnismarsch. 1968 wurde das Stille Nacht Glockenspiel am Kirchturm gesegnet. Vor allem aber strahlte ein Juwel in die Zukunft: das Stille Nacht Museum. Josef Aigner hat es bis zur Eröffnung 1961 im ersten Stock des Schulhauses in der ehemaligen Lehrerwohnung eingerichtet. 

1968/69 begann die Ausgliederung der Oberstufe. Fortan mussten alle Schüler ab der fünften Stufe die Hauptschule besuchen. Ab 1980 stand das Schulhaus in renoviertem Gewand da und bot der Zeit angepasste moderne Räumlichkeiten. Ab 1985 wurde die Volksschule Arnsdorf mit 49 Schülern dreiklassig. Auch unter den weiteren Leiterinnen des Hauses Erni Müller (1987 bis 2002), Elfriede Höfer (2002 bis 2013?) und … wurden die Schülerinnen und Schüler neben dem fachlichen Wissen stets in ihrer Persönlichkeitsentwicklung in vielfältiger Weise gefördert: in der Liebe zur Natur, in musischen und sportlichen Fähigkeiten, im Praktizieren einer gesunden Lebensweise und in harmonischem Zusammenleben, auch durch soziales Engagement.   

Was bleibt: Das älteste Schulgebäude in Mitteleuropa, in dem noch unterrichtet wird, gilt als die Geburtsstätte des bekanntesten Weihnachtsliedes der Welt, und im ersten Stock des Hauses lädt das „Stille Nacht Museum“ ein, in vergangene Zeiten einzutauchen und Zusammenhänge zum Hier und Jetzt zu erkunden.